Die Reproduktionszahl R sorgte in den letzten Wochen für eine Menge Diskussionsstoff. Zuerst meldete das BAG am Mittwoch 3.2.21 für den 22.1.21 einen R-Wert von 1,01. Erstmals seit anfangs Dezember erreicht der R-Wert mehr als 1. Ein Wert von 1,01 bedeutet, dass 100 Infizierte 101 Personen neu anstecken. Dieser Wert wurde wenige Tage später still und leise auf 0,92 korrigiert.
Die Fallzahlen des Coronavirus kennen seit Wochen nur eine Richtung: nach unten. Am Freitag 5.2.21 meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Rückgang der Fälle von über 20 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Dennoch waren viele weiterhin nervös. Wegen der offenbar ansteckenderen Mutation warnt die wissenschaftliche Taskforce vor einer Explosion der Fallzahlen. Und die ETH untermauerte diese Befürchtung. Denn trotz massiv sinkenden Zahlen wies das BAG am 11.2.21 einen R-Wert von 0,99 für den 29.1.21 aus.
Die Behörde musste ein weiteres Mal korrigieren. Still und leise korrigiert das BAG am Freitag 12.2.21 den Wert für den 29. 1.21 von 0,99 auf 0,89 – ein massiver Unterschied. Und auch ein wichtiger: Denn die Landesregierung schenkt dem R-Wert bei Entscheiden über die Schliessung ganzer Branchen eine immense Beachtung.
Die verantwortliche ETH-Professorin, die für die Berechnung des R-Werts meinte zu den falschen Angaben. Für sie sei wichtig, dass die Menschen verstehen würden, dass der R-Wert immer nur eine Schätzung sei und einen Trend darstelle, wie sich die Pandemie vor rund zwei Wochen entwickelt habe. Einen «wahren» R-Wert könne man gar nicht ermitteln.
Der R-Wert ist ein wichtiger Faktor für Entscheide des Bundesrates. Liefert die Wissenschaft fehlerhafte Berechnungen, kann das zu Fehlentscheiden führen und die Glaubwürdigkeit massiv schädigen. Und ein Schätzwert der auf zwei Stellen nach dem Komma angegeben wird gaukelt uns Genauigkeit vor die so nicht stimmt. Eine sehr bedenkliche Entwicklung.
Elmar Schwyter